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Fernsehserie (1995) · „Neon Genesis Evangelion“ in der Wikipedia

Es dürfte unmöglich sein, eine Kritik zu dieser knapp 30-teiligen Anime-Serie zu schreiben, ohne den Fans damit auf die Füße zu treten. Deswegen trete ich einfach. Das vorab, damit niemand sagt, ich hätte ihn nicht gewarnt.

Ja, klar, das in der Serie dargestellte Science-Fiction-Szenario ist sehr interessant. Es gibt viel Technik und viele Waffen, riesige Roboter (die keine Roboter sind, sondern Lebewesen), viele verschiedene Charaktere aber auch viele Rästel, Mysterien und religiöse Elemente. Der Zuschauer wird über sehr vieles im Unklaren gelassen und das ist gut so, denn so gibt es immer wieder Überraschungsmomente, in denen sich das, was man sich bis dahin zusammengereimt hat, plötzlich doch anders entwickelt. Die Serie ist spannend, keine Frage.

Trotzdem stören mich zwei grundlegende Dinge, die sich durch die gesamte Serie ziehen:

Die Menschheit wird als Fehlkonstruktion dargestellt, als genetisch missglücktes Experiment, denn eigentlich war es so gedacht, dass die Spezies Mensch als gemeinsamer Geist funktionieren sollte. Ein kollektiver Geist, der ein unendlich glückliches Leben ohne Missverständnisse führt. Wie die Borg. Ich finde dieses Konzept dumm und abstoßend.

Das zweite und wesentlich nervtötendere Detail ist der 14-jährige, depressive, in Selbstmitleid versinkende, suizidgefährdete Hauptcharakter. Es ist eigentlich egal, an welcher Stelle man in die Serie einsteigt, man sieht ihn immer nur zusammengesunken in einer Ecke hocken. Je mehr um ihn herum geschieht, um so mehr jammert er, dass er nichts tun kann und dass er das alles gar nicht will. Und das ist nicht nur am Anfang so, wo man das vielleicht noch verstehen könnte, nein: das zieht sich bis in die letzte Folge, wo er immer noch alles mit sich geschehen lässt, ohne sich zu rühren.

Die Serie zelebriert Selbstmitleid und Selbstzerstörung und wälzt sich in schlechten Gefühlen, ohne dass das irgendwo hin führt.

Die Auflösung in „End of Evangelion“, dem letzten Film der Serie, in der dieser depressive Knabe endlich seinen Seelenfrieden im weltumspannenden Nichts findet, ist dann einfach nur noch bedauerndswert.

Mein Fazit: Depressiver, selbstmitleidiger Kram für depressive, selbstmitleidige Teenager.

Geschrieben von Thiemo, 6. September 2007

Leider viel zu kurz gesprungen. Bitte die Entstehungsgeschichte nachlesen. Das für damalige Verhältnisse (1995!) neuartige Konzept nachvollziehen. Versuchen zu verstehen worin der bis heute beachtliche Nachhall und Einfluss begründet ist. Eventuell auch noch End of Evangelion anschauen (das alternative, action-lastige Ende).

Und nein, ich halte das Ganze auch nicht für 100%ig stimmig und gelungen, aber gerade die psychologischen Innenansichten finde ich interessant. Schließlich geht es ja gerade um die _Überwindung_ von Traumata und Ängsten. Dass Shinji einer der anstrengensten Anti-Helden der Film-und Fernsehgeschichte ist, bleibt unbestritten. Das völlig kaputte Ende findet man entweder genial und konsequent oder hirnrissig und überflüssig. Kurz, es gibt hier vieles an dem man sich reiben kann, aber „Teenie-Scheisse“ ist dann doch ein etwas dürftiges Fazit.

Tom, 7. September 2007

Von „Scheiße“ zu sprechen, wäre unfair. Ich kann verstehen, warum die Serie so viele Fans hat, aber ich persönlich kann der vermittelten Ethik – von dem ganzen coolen Technik-Brimborium einmal abgesehen – nichts abgewinnen. Dass der Autor mit der Serie seine Depressionen auslebt, ist seine Sache, aber man muss das nicht gut finden. In „End of Evangelion“ – meine Kritik basiert zum großen Teil eben gerade darauf – hatte ich nicht den Eindruck, dass etwas „überwunden“ wird: Alle sterben und der Held macht ziemlich genau gar nichts.

Thiemo, 10. September 2007

Im Original stirbt keiner und der Protagonist ändert sich _etwas_ zum Positiven hin. Das ist vergleichsweise realistischer als die übliche vom-Loser-zum-Superhelden 180° Wende. Was „End of Evangelion“ angeht; Keine Ahnung was da wirklich passiert. Im Grunde alles ein einziger LSD-Rausch. ;)

Tom, 10. September 2007

Es ist halt einfach einmal kein Happy End. Ich fand die Serie sehr beeindruckend und musste sicher ein bis zwei Tage mit mir selber kämpfen, da ich einige Sachen nicht ganz begriffen habe, wie Thiemo geschrieben hat wird der Zuschauer oft im Unklaren gelassen. Jedoch hat mir die Website „Evangelion Armageddon“ viel weiter geholfen. Wer ist Adam und Lilith? Was hat das Dummy Plug mit Ayanami Rei zu tun? Usw... Viele Dinge die ich auf der Website nachlesen konnte.

Ausserdem. Wer sich bisschen über Hideaki Anno informiert wird herausfinden das er 4 Jahre unter schweren Depressionen litt und diese sich möglicherweise auf Shin Seiki Evangelion abfärbten. Deshalb ist die Serie bissel so....„anders“ geworden als sich der heutige „Held tötet Bösewicht und rettet Jungfrau“ gewohnte Medienmensch gewohnt ist.

Deshalb finde ich dein Fazit auch mehr als dürftig.
Obwohl natürlich alles eine Frage des Geschmackes ist. Ich rate dir, einen Tag Zeit zu nehmen und die Serie, Folge 01-24 und EoE am Stück anzuschauen.

Für Anregungen und Kritik an meinem Beitrag hier kann jeder gerne Kontakt per Mail mit mir aufnehmen

Philipp, 26. Dezember 2007

hmm... diese borg analogie lässt sich so in der form, wie du sie beschreibst nicht in der serie wiederfinden. Es wird gesagt, dass ein mensch nicht alleine leben kann, weil ihm etwas fehlt (ich denke die wenigsten menschen können völlig allein leben). Dies ist nicht gleichzusetzen mit „der mensch ist eine fehlproduktion“. Außerdem wird der sogenannte „third impact“ am ende doch nicht vollzogen, weil shinji das leben als individuum akzeptiert.
Was den protantagonisten betrifft finde ich, dass er äußerst realistisch ist, wie schon beschrieben, halt kein superheld, was ich auch passend finde.
Zwar stimme ich nicht den vermittelten werten zu, aber ich fand die serie sehr gut (auch die letzten beiden folgen ^^).

Hannes, 10. Juni 2008

Ich persönlich halte deine Hauptkritikpunkte für ungerechtfertigt.

Die Serie hat nämlich zwei Enden. Ein sehr positives in welcher der Hauptprotagonist doch erkennt dass die Probleme die er hat keine wirklichen Probleme sind und dass seine negative Haltung vom Blickwinkel abhängt den er gewählt hat.

Und da gibts noch das 2. Ende in dem eben das „ Human Instrumantely Project“ im Vordergrund steht. Das Projekt der Gruppe „Seele“ um das sich die Serie dreht.

Und die Aussage der Serie ist nicht „Der Mensch ist eine Fehlproduktion“ sondern: „Kein Mensch kann alleine leben“. Wir brauchen einander. Und wenn man das alles als Gesamtkunstwerk betrachtet so vermittelt der Film doch eine gute Aussage. Und wenn man sich mit den Charakteren befasst so merkt man dass ihr Leiden doch gerechtfertigt ist. Der Hauptprotagonist zB hat zugesehen wie seine eigene Mutter starb
und wird von seinem Vater kaltblütig verstoßen. Es ist doch innerhalb der Serie doch nur logisch dass die Konsequenz dieses Trauma eben das Gefühlschaos in ihm ist. Jedoch denke ich auch dass manchmal etwas weniger Psychoscheisse gut wäre.

Und diese Serie ist auch so schwer zu verdauuen eben weil der Macher zum Teil depressiv war. Wer kann schon eine Story erschaffen die diese Aspekte am besten zum Ausdruck bringt als nicht einer der sie selbst erlebt hat?

Genau das macht NGE zu was besonderem.

Marc, 29. März 2009

Es ist deine Meinung und ich Respektiere sie.

NGE ist nunmal keine dieser 08/15 Hollywood geschichten wo sich alles zum Guten Wendet.
NGE stößt einem vor dem Kopf!NGE zeigt einem die Brutalste seite des Menschen und wie Menschen damit umgehen.

Allerdings wird die Menscheit nicht als Fehlkonstruktion dargestelt! Dies ist nur deine Interpretation.Ein weiterePunkt den NGE zu etwas ganz besonderen macht. Den jederInterpretiert NGE anderst bzw. kann man es immer wieder anderst deuten.

Luzifon, 31. März 2009



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